Christine, eine Fortsetzungsgeschichte (Teil 2)

Verfasst von Max Clesen (6G5)

Was bisher geschah: 
Ein nicht näher beschriebener Erzähler hört im Radio von einem 50 Jahre zurückliegenden Kriminalfall, dann macht er sich auf den Weg, um seine Freunde zu treffen. Die Freunde entscheiden sich, die Mädchen der Klasse zu verfolgen, die offenbar einen geheimen Treffpunkt haben. Sie schleichen ihnen nach. Dabei kommen sie an einem dunklen Friedhof vorbei. Es schneit. Plötzlich taucht aus der Dunkelheit ein Fahrzeug auf. Es fährt auf die Mädchengruppe zu. Dabei wirken die Augen der Fahrerin sonderbar schwarz…

„Bip, Bip, Bip.“

Ich wachte auf, doch ich ließ meine Augen geschlossen. Es war warm. Angenehm warm, als würde man im Frühling auf einer Wiese liegen und sich den Himmel anschauen. Ich wusste nicht, wo ich lag, doch ich ahnte etwas. Ich öffnete die Augen, doch ich schoss sie schnell wieder, denn ein grelles Licht blendete mich. Jetzt wusste ich, wo ich lag. Ich lag im Krankenhaus. Ich hörte die Tür aufgehen, doch ich blieb reglos liegen.

Ich hörte eine Stimme sagen: „ Hoffentlich wacht er bald wieder auf.“ Ich öffnete die Augen und sah meine Mutter. Sie hatte tränenverschmierte Wangen und ihre Augen waren von schwarzer Schminke verschmiert. „Was hast du dir bloß dabei gedacht, mitten in der Nacht auf die Straße zu gehen. Bei diesem Wetter, wo man fast seine eigene Hand vor Augen nicht sehen kann?“ „Mama, es war früher Abend.“ „Du hättest sterben können!“

Sterben… Jetzt erinnerte ich mich wieder daran. Das kalte, todesähnliche Lachen auf dem Gesicht einer Frau. Nein, auf dem Gesicht einer Leiche. Auf dem Gesicht einer Leiche, die mit dem Auto durch die Stadt fährt und Leute überfährt. 

„Wie ist das denn passiert?“, drängte meine Mutter erneut. Ich begann zu erzählen, doch als ich bei dieser Person ankam, als ich also bei der Leiche am Steuer ankam, sagte meine Mutter, ich wäre wohl verrückt und ich hätte von den Flaschen meines Vaters getrunken. Doch ich war mir sicher, dass ich diese Person gesehen hatte. Meine Mutter erzählte mir, dass die Mädchen verschwunden seien. Bislang gebe es keine Spur von ihnen. Von unserer Jungengruppe sei nur ich wirklich schwer verletzt. Die anderen hätten Kratzer und blaue Flecken abbekommen. Der Fahrer des Wagens sei bislang nicht gefunden worden.

Erst jetzt spürte ich meine Schmerzen. Ich hatte mir die Rippen und das linke Bein gebrochen. Der Arzt kam herein und redete von einer Operation, bei der sie meine Rippen richten würden und einer weiteren Operation, bei der sie mein Bein zusammenschrauben mussten, da ein Knochen so gebrochen war, dass er nicht von selbst heilen konnte. Ich sah zum Fenster. Durch das Fenster sah man in den Flur. Mir stockte der Atem. Ich sah einen Arzt mit einem blutverschmiertem Arztkittel. Warum durfte der überhaupt hier so herumlaufen? Blieben blutige Kittel nicht im OP? Das fröhliche, kalte Lachen kam mir bekannt vor. Sehr bekannt sogar. Der Mann hob die Hand und winkte. Mir wurde in diesem Moment klar, dass das nicht seine Hand war. Es war eine abgehackte Hand eines Menschen, mit der er winkte. Vor dem Fenster meines Krankenzimmers stand ein Mann und winkte mit einer abgehackten Hand. 

Ich schrie. Ich konnte nicht anders. Der Arzt und meine Mutter stürzten sich auf mich. Ich zeigte auf das Fenster. Sie mussten den Mann doch auch sehen. Doch sie sagten, dass dort nichts und niemand stehe. Ob ich wohl verrückt wurde? Ich fing tatsächlich an, mir ernsthaft Gedanken zu machen. Und wo waren die Mädchen? 

In den folgenden Tagen geschah nichts Besonderes. Die Polizei befragte mich einige Male, doch ich konnte auch nur von dem Auto erzählen, das auf uns zugekommen war. Als ich endlich nach Hause gehen durfte, musste ich jede Woche zur Therapie. Meine Mutter fuhr mich zur Sicherheit. In der Schule konnte ich endlich meine Freunde sehen. Das war gar nicht so einfach. Von den Mädchen fehlte weiterhin jede Spur. Unsere Eltern waren vorsichtig und ließen uns nicht aus den Augen. Meine Freunde und ich, wir trafen uns trotzdem, wann immer wir unbeobachtet waren. Wir diskutierten über die Geschehnisse und kamen zu dem Schluss, dass etwas Übernatürliches hier abging. Das Auto, die verschwundenen Mädchen, der Mann mit der Hand. 

Weitere zwei Monate lang passierte nicht. Nichts Besonderes. Nur die Mädchen tauchten nicht auf. Es begann wärmer zu werden und wir fingen an wieder mehr draußen zu sein. Irgendwann sahen unsere Eltern ein, dass sie uns nicht rund um die Uhr bewachen konnten.

Die Polizei konnte sich nicht erklären, wie all das geschehen konnte. Der Zwischenfall galt weiterhin als „Unfall“. Der Geist am Steuer wurde einfach als Unfall klassiert und vergessen. Egal, wie oft wir sagten, dass ein Toter mit seinem Wagen auf die Mädchen zugehalten und mich überfahren hatte, uns wurde kein Gehör geschenkt. Uns wurde sogar  von unseren Eltern verboten über das Thema zu reden. Doch wir taten es dennoch. An einem Frühlingssamstag trafen wir uns wieder in unserem Baumhaus und diskutierten hitzig über die Geschehnisse, die jetzt schon vier Monate hinter uns lagen Wir kamen zum Schluss, dass wir diese Kreatur finden und ihrem Treiben Einhalt gebieten mussten.